150 Jahre Schützengesellschaft Beinwil am See
Der schweizerische Bundesstaat war erst 13 Jahre alt, als einige wenige Schützen der Gemeinde zur
Gründung einer Feldschützen-Gesellschaft in Beinwyl aufriefen. Die Einladung zur Gründungsversammlung
und die ersten Protokollbucheintragungen zeugen von einer grossen Dankbarkeit für die
nach den napoleonischen Kriegswirren und dem Sonderbundskrieg wiedererlangte Freiheit und Einigkeit.
Die Schützen erachteten es als „heiligste und erste Pflicht, die von den Vorvätern theuer erkaufte
Freiheit zu schützen, und sahen dazu kein besseres Mittel, als sich in der Schiesskunst und im Militairwesen
bestens zu vervollkommnen, damit wenn einst Noth dem Vaterland droht, die Schweiz mit
einer Schaar kampfbereiter, guter Schützen dem Feind entgegeneilen kann. In diesem Sinne wurde die
Feldschützen-Gesellschaft Beinwyl am Sonntag, 28. April 1861, gegründet.
Bereits im Gründungsjahr wurde ein Ausschiesset abgehalten, womit eine Tradition eingeläutet wurde,
welche bis heute in Form des alljährlichen Endschiessens Bestand hat. Bei schönstem Herbstwetter
fand am Montag, 21. Oktober 1861 dieser erste Ausschiesset statt. Unter Begleitung der im selben Jahr
gegründeten Musikgesellschaft zogen die Schützen vom Gasthof zum Löwen auf den Schiessplatz im
Steineggli, wo sich das Knallen der Stutzer und die Töne der Musik den ganzen Tag über abwechselten.
Die ersten, am 26. Mai 1861 genehmigten Statuten der Feldschützen-Gesellschaft Beinwyl sind leider
nicht mehr vorhanden. Die Statuten wurden aber mehrmals erneuert und angepasst. Die wohl wesentlichste
Änderung erfolgte am 3. Februar 1922, als sich der Verein offiziell den neuen Namen Schützengesellschaft
Beinwil am See gab. Der Verein benutzte diesen Namen aber bereits früher, steht er
doch auch auf der wunderschönen, heute noch in Gebrauch stehenden Standarte von 1912.
In den frühen Jahren wurden die Schiessübungen im Freien mit behelfsmässigen Scheibengräben und
Unterständen durchgeführt. So wechselten sich die Schiessplätze rege ab. Neben dem Steineggli wurde
u.a. auch auf dem Sand, auf dem Zihl, beim Musterplatz, im Weingarten, im Feld und sogar auf im
See laufende Scheiben geschossen. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts fanden die Schiessübungen
dann vermehrt auf dem Zihl statt und es begannen Bestrebungen für den Bau einer permanenten
Schiessanlage. Das Schützenhaus auf dem Zihl wurde schliesslich 1911 errichtet und in den Jahren
1965 und 1984 umgebaut und erneuert. Im Jahr 1989 konnte die elektronische Trefferanzeige in Betrieb
genommen werden. Aufgrund der verschärften Umweltschutzgesetzgebung mit den damit verbundenen
Lärmgrenzwerten musste die Schützengesellschaft den Schiessbetrieb auf ihrer Anlage auf dem Zihl im
Jahr 2003 leider aufgeben. Seit 2004 frönen die Schützen auf der Schiessanlage Murweid in Menziken
ihrem Hobby.
Die Beinwiler Schützen führten diverse Schützenfeste durch. So wurden in den Jahren 1876, 1881,
1891 und 1903 jeweils dreitägige Ehr- und Freischiessen abgehalten. Im Sommer 1912 fand gar ein
solches Schiessen über sechs Tage statt, welches zu einem ganz grossen Erfolg wurde. Es nahmen
insgesamt 30 Sektionen, 92 Gruppen und fast 1300 Schützen daran teil. Aufgrund der grossen Beteiligung
musste das Schützenfest auf sieben Tage verlängert werden. Anschliessend vergingen 38 Jahre
bis 1950 das Seetaler Freischiessen in Beinwil am See stattfand. Das Jubiläumsschiessen 125 Jahre
Schützengesellschaft im Jahr 1986 und das Fahnenweihschiessen von 1991 ergänzen diese Serie von
Schützenfesten. Der wohl grösste Anlass fand aber 1999 im Rahmen des Aargauer Kantonalschützenfestes Rund um den Homberg statt. Die Schützengesellschaft Beinwil am See konnte auf dem Zihl
während neun Tagen Schützen aus der ganzen Schweiz begrüssen. Seit 2008 wird alle zwei Jahre gemeinsam
mit den Schützen von Menziken, Reinach und Birrwil das Murweidschiessen durchgeführt.
Schon früh nahm die Gesellschaft auch an kantonalen und eidgenössischen Schützenfesten teil. Der
Besuch dieser Feste erlaubte neben dem friedlichen Wettstreit auch die Pflege der Kameradschaft,
welche in der Schützengesellschaft Beinwil am See stets gross geschrieben ist. Der Besuch der eidg.
Schützenfeste wurde deshalb seit jeher mit einer mehrtägigen Reise verbunden. Auch in der neusten
Zeit wich man nicht von diesem Grundsatz ab und besuchte die eidg. Schützenfeste über drei Tage,
jeweils von Sonntag bis Dienstag.
Der Erfolg war in den Anfangszeiten der Gesellschaft eher mässig, verbesserte sich ab den 1920er-
Jahren aber merklich. Am Eidg. Schützenfest 1929 in Bellinzona konnte erstmals ein goldener Lorbeerkranz
errungen werden. Im Jahr 1938 erzielte die Schützengesellschaft am Kantonalschützenfest in
Lenzburg sogar das höchste Resultat aller teilnehmenden Sektionen und siegte damit in der 3. Kategorie.
Die über Jahre wachsende Stärke führte schliesslich zum Aufstieg in höhere Leistungsklassen und
in den Jahren 2001 bis 2005 konnte die Schützengesellschaft Beinwil am See in der 1. Kategorie – der
Nationalliga A der Schützen – mittun. Damit hatte sie gegen die grössten Vereine des Landes anzutreten.
Seit 2006 ist die Schützengesellschaft ein erfolgreicher Verein im vorderen Drittel der 2. Kategorie
und erreichte am Eidg. Schützenfest 2010 in Aarau im 60. Rang problemlos die 1. Gabenstufe und den
Lorbeerkranz mit Goldblatt.
Ein weiterer, grosser Erfolg konnte mit dem 19. Rang am Final der schweizerischen Gruppenmeisterschaft
im Jahr 2000 verbucht werden. Über 3700 Gruppen beteiligten sich schweizweit an der Gruppenmeisterschaft
Feld C und nur 32 Gruppen – darunter die Schützengesellschaft Beinwil am See – konnten sich für den Final qualifizieren. In den letzten Jahren verzeichneten wir auch diverse Einzelerfolge
unserer Vereinsmitglieder. Verschiedene Schützen konnten sich für schweizerische Finals und für
Schützenkönigsausstiche an Kantonalschützenfesten qualifizieren. Seit ein paar Jahren stellen wir aus
unseren Reihen auch ein Mitglied des Kantonalkaders.
Vereinsintern wird alljährlich eine Jahresmeisterschaft ausgetragen, deren Modus in den Grundzügen
seit 1951 Bestand hat. Jedes Jahr entwickeln sich spannende Kämpfe um die begehrten Auszeichnungen
und den Wanderpreis. Ein Unikum stellt aber wohl der seit 1936 laufende Wettkampf um den Silberzweig dar. Der Vorstand wurde seinerzeit ermächtigt, gute Resultate mit einem Silberlorbeerblatt
auszuzeichnen, um den Schützen beim Abschiessen des Jahresprogramms zu vermehrter Sorgfalt im
Zielen und in der Schussabgabe zu erziehen. Lorbeerblätter wurden nie abgegeben, sondern den
Schützen Jahr für Jahr auf einer Rangliste gutgeschrieben. Damit kann der sportliche Erfolg eines
Schützen aus dieser Rangliste nur sehr bedingt abgelesen werden und ist immer im Verhältnis zum
Alter bzw. zur Dauer der Vereinszugehörigkeit zu betrachten. Vielmehr widerspiegelt die Rangliste auch
die Treue der Mitglieder zum Verein.
Diese Treue der Mitglieder, lang im Amt bleibende Präsidenten und Vorstandsmitglieder und die damit
verbundene kontinuierliche Entwicklung des Vereins sind die Grundlage dafür, dass wir in diesem Jahr
das 150-jährige Bestehen der Schützengesellschaft Beinwil am See feiern dürfen.
Text: Jürg Weber, Juni 2011